von Gastautor und Lehrer Klaus-Jürgen Spätauf & Viktoria Spätauf

Coronavirus: Tipps für den Fernunterricht

Distance Learning ist nun in aller Munde. Die aktuelle Lage um das Coronavirus führte zu Schließungen der österreichischen Kindergärten und Schulen. Jetzt wird bundesweit auf Fernunterricht gesetzt. Wie die praktische Umsetzung funktionieren kann und worauf man achten sollte, wenn das Eigenheim plötzlich zur Lernwerkstatt wird, haben mein Bruder Klaus-Jürgen Spätauf, Lehrer der Wiener NMS Feuerbachstraße und ich im folgenden Blogeintrag zusammengefasst. Mehr Tipps und Informationen dazu können Sie auch in seinem 30-minütigen Podcast hören.

Mit Kreativität zur Routine – Tagesstruktur macht Sinn!

„Zu aller erst einmal denke ich, dass es wichtig ist, einen Lern-Tagesplan zu entwickeln. Der Ablauf kann selbstverständlich täglich variieren, allerdings sollte gerade der Lernbeginn eine gewisse Routine beinhalten!“ Es macht also Sinn, den Fernunterricht für die Woche im Voraus zu planen und die Anfangszeiten für jeden einzelnen Tag festzulegen. „Ich empfehle sogar 9.00 Uhr, da die aktuelle Studienlage den 8.00-Uhr-Schulstart als ungeeignet bezeichnet.“

Tipps zur Routine: „Der Anfang soll in einem ersten Schritt gar nicht nach Lernen aussehen bzw. sich für die Kinder so anfühlen,“ empfiehlt der Experte. Das Hören von Nachrichten (z.B. ZIB Zack im ORF) oder Kurzgeschichten empfiehlt sich dafür besonders. Hier wird das aktive Zuhören der Kinder geschult. Um gleichzeitig auch die Sprachfähigkeiten zu trainieren und den Wortschatz zu erweitern, sollten die Inhalte auch besprochen werden.

Genauso gut kann die Routine auch ein Lied oder ein Tanz sein. Ihrer Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt. Wichtig ist, dass Inhalt und Methode an das Alter des Kindes angepasst sind. Sie als Eltern können das sicherlich am besten einschätzen.

Balanceakt zwischen analogen und digitalen Lernmethoden

Der „Unterricht“ sollte abwechslungsreich gestaltet sein. Eine Balance zwischen analogen und digitalen Methoden sollte gefunden und die Vorteile aus beiden Welten verbunden werden. So bieten sich beispielsweise beim Lernen einer Fremdsprache digitale Tools an, wobei man hingegen beim bloßen Kopfrechnen oder Lesen auch auf Papier und Stift setzen kann. Der Vorteil von digitalen Tools ist natürlich, dass man mit den Apps interagieren kann und die Motivation der Lernenden (zumindest anfangs) deutlich höher ist.

Tipp: Beim Lernen einer Fremdsprache bietet sich die Arbeit mit dem iPad an. Statt einen englischen Text nur zu schreiben, kann man hier auch die Aussprache üben, indem man dem Computer etwas diktiert. Notiert werden vom iPad nur Wörter und Sätze, die deutlich und korrekt ausgesprochen wurden.

Möglichkeit, um Zeitmanagement und Selbstorganisation zu trainieren

Wie oben bereits erwähnt macht es Sinn, einen Wochen- und Tagesplan zu erstellen. Dieser beinhaltet natürlich auch die Dauer bzw. Zeiten der Lerneinheiten.

Einige Empfehlungen kurz zusammengefasst:

  • mehrere, kürzere Einheiten (ca. 20 bis maximal 40 Minuten), da das Lernen isolierter und intensiver stattfindet
  • Pausen mit Jause und (wenn möglich) mit Bewegung
  • auf Ablenkungen in Form von Social Media Kanälen und Fernsehen bewusst verzichten
  • wenn möglich einen „ruhigeren“ Ort in den eigenen vier Wänden wählen
  • Aufgaben möglichst lebensnah gestalten, da es nachweislich besser in Erinnerung bleibt
  • ergänzendes Material auf Social Media Kanälen und im Internet recherchieren

Tipp: Es muss nicht die ganze Zeit ein Erwachsener dabei sein. Die neue Situation bietet Lernenden die Möglichkeit, nützliche Fertigkeiten wie Zeitmanagement und Selbstorganisation zu erlernen! Insofern macht es Sinn die Lernenden mitbestimmen zu lassen, was, wie viel und wie lange gelernt werden soll. Am Ende eines Lerntages sollte man auch mit den Kindern über das Programm gemeinsam reflektieren. Einfach kurz austauschen: was gut / weniger gut funktioniert? Hat die Zeit gereicht oder nicht?

Beispiel aus der eigenen Praxis – Lernen im Freien

Als kleines Schmankerl möchten wir ein reales Lern-Beispiel aus dem Hause Spätauf zeigen, welches an einem sonnigen Tag auf der Terrasse entstanden ist. Die Kinder malen mit Straßenkreiden auf der Terrasse das Alphabet oder auch die Zahlen von 0 bis 50 (100) auf. Dann sagt man Wörter oder ganze Sätze und die Kids buchstabieren das Gesagte, in dem sie die Buchstaben ablaufen / von Fliese zu Fliese hüpfen. Natürlich kann man mit den Zahlen am Boden Kopfrechnen üben und auch das „Sieb des Eratosthenes“ (= Primzahlen finden) anwenden.

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„Denn genauso wie in der Schule, sollte auch zuhause gelten: Am besten lernen wir mit Spaß und Freude!“

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Distance Learning: Wie überprüfen wir nun das Gelernte?

Ein wichtiger Punkt beim Distance Learning ist es auch, das Gelernte zu überprüfen. Es kann sinnvoll sein, die Lernergebnisse zu präsentieren. Dazu kann sowohl auf die klassische Methode des Kurzvortrags bzw. Referats zurückgegriffen werden. Auch das Vorzeigen neu erlernter Skills in kreativer Art und Weise kann Sinn machen. Achten Sie besonders darauf den Kindern ein konstruktives Feedback zu geben. In Apps wird die Rückmeldeschleife direkt geschlossen, da die Ergebnisse direkt nach Beenden der Aufgabe angezeigt werden. Wichtig, wie in jeder zwischenmenschlichen Beziehung, sind auch hier: Wertschätzung, Lob und ehrliches, konstruktives Feedback von Seiten der Eltern!

Tipp: Wir raten von klassischen Tests ab, da diese meistens aus der Schule sehr stark negativ besetzt sind. Auch hier sind Kreativität und Ideen keine Grenzen gesetzt. Wer viel Zeit hat, kann als Alternative ein (interaktives) Quiz mit den Kids spielen (vielleicht eines, das die Lernenden selbst erstellt haben) oder eine Lern-Olympiade veranstalten.

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