„Wer stark, gesund und jung bleiben und seine Lebenszeit verlängern will, der sei mäßig in allem, atme reine Luft, treibe tägliche Hautpflege und Körperübung, halte den Kopf kalt, die Füße warm und heile ein kleines Weh eher durch Fasten als durch Arznei.“ (Hippokrates)

von Viktoria Spätauf

Bewegung: eine Säule der Gesundheit

Bereits um 400 v. Chr. wussten Hippokrates und die Mediziner der Ärzteschule von Kos, welche Faktoren einen gesundheitsfördernden Lebensstil begünstigen [1, 2]. Es handelt sich um keine neue wissenschaftliche Erkenntnis, dass Zeit in der Natur, ein fürsorglicher Umgang mit dem eigenen Körper sowie eine gesunde Ernährung positiv auf unsere Gesundheit wirken. Das Zitat verdeutlicht, dass Bewegung bzw. Sport an der frischen Luft schon damals von Gesundheitsexperten empfohlen wurde [9]. Heute fasst das öffentliche Gesundheitsportal Österreich die positiven Auswirkungen körperlicher Betätigung in einem tabellarischen Überblick anschaulich zusammen, wobei ein verbessertes Herz-Kreislaufsystem sowie ein leistungsfähigerer Bewegungsapparat an dieser Stelle beispielhaft angeführt seien [3]. Durch die neurowissenschaftliche Forschung wissen wir mittlerweile, dass Bewegung auch für unser Gehirn wichtig ist. Neben einigen positiven Effekten [10], wirkt sie unter anderem dem altersbedingten Abbau des menschlichen Gehirns entgegen. Genauer gesagt schrumpft unser Hippocampus (= lat. Bezeichnung für Seepferdchen) ab dem 20. Lebensjahr um rund 1% pro Jahr.  Doch was ist der Hippocampus, wozu brauchen wir ihn und was ist mit „Schrumpfen“ des menschlichen Gehirns gemeint?

Bewegung für unser Gehirn: das Seepferdchen sagt danke!

Das menschliche Gehirn ist die Steuerzentrale unseres Körpers. Es beherbergt in etwa 100 Mrd. Neuronen (= Nervenzellen), die miteinander eng verknüpft sind und uns menschliches Leben in seiner Komplexität ermöglichen [4]. Versuchen Sie sich das neuronale Netzwerk im Gehirn wie eine Straßenkarte vorzustellen. Unzählige Wege und Straßen (= einzelne Nervenzellen) bilden ein großes Netzwerk. Altersbedingtes Schrumpfen des Gehirns ist nichts anderes, als die komplette Zerstörung einzelner Wege und Straßen. Das Netzwerk wird also kleiner. Folglich müssen Umwege gefahren werden, um zum Zielort zu gelangen [5]. Im Alltag sprechen wir oft von „unser Gehirn arbeitet langsamer“. Beispielsweise fällt uns nicht mehr ein, wo wir unsere Autoschlüssel zuletzt hingelegt haben oder weswegen wir tatsächlich Einkaufen gegangen sind. Durch Bewegung können wir diesem Abbau entgegenwirken, indem wir unseren Hippocampus pflegen. Dieser nimmt nämlich eine wichtige Funktion im Aufbau und Erhalt unserer kognitiven Fähigkeiten ein [5]. Der Hippocampus ist ein entscheidender Faktor bei der Neurogenese, jener Prozess durch den das Gehirn ein Leben lang neue Nervenzellen produziert [8]

Bewegung = Dünger für unser Gehirn

Wenn wir uns nun vorstellen, dass im gesamten Straßennetz der ein oder andere Weg komplett zerstört wird (= Nervenzelle stirbt ab), entsendet der Hippocampus Straßenmeister (= neue Zellen) an den Ort des Geschehens, um die geschädigten Wege zu reparieren (= neue Zellen ersetzen abgestorbene Nervenzellen). Somit bleibt das Straßennetz (= neuronales Netz) intakt und unser Gehirn arbeitet wie gewohnt weiter. Auch wenn wir neue Namen hören oder uns Vokabeln merken wollen, wird unser Hippocampus höchst aktiv. Dort werden neue Inhalte kurzfristig abgespeichert. In einer Vielzahl neurowissenschaftlicher Studien konnte gezeigt werden, dass sich Bewegung positiv auf unser Kurzzeitgedächtnis, langfristig auch auf ein besseres Lernverhalten auswirkt [6]. Zu guter letzt fungiert unser Hippocampus auch als Navigationssystem. Somit erhalten wir uns durch genügend sportliche Aktivität auch die Fähigkeit zur räumlichen Orientierung. Wenn wir uns im Alltag merken, wie wir von zu Hause in die Arbeit kommen, dann leistet unser Hippocampus großartige Arbeit. [7]

Run for mental health – mit Bewegung zu einem gesünderen Leben!

Wir möchten zu mehr Bewegung im Alltag ermuntern. Ob ein 1-stündiger Spaziergang, ein kleiner Fahrradausflug oder eine gemütliche Wanderrunde in der Natur – allesamt bringen den gewünschten Erfolg: Sie pflegen ihr Gehirn und beugen damit einhergehenden Beeinträchtigungen (wie z.B. Demenz) im Alter vor. Sie kümmern sich um Ihren Körper und senken das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung, von Fettleibigkeit oder möglichen Bewegungseinschränkungen. Sie nähren Ihre Psyche: In unzähligen Studien konnte gezeigt werden, dass Bewegung psychischen Störungen (wie z.B. Depression) entgegenwirkt und sich positiv auf das Wohlbefinden der Betroffenen auswirkt. Nicht umsonst berücksichtigen die größten Gesundheitspräventionsprojekten allesamt das Thema Bewegung. Auch aus diesem Grund haben wir unter dem Motto „run for mental health“ bei der diesjährigen ÖBSV Running Challenge mitgemacht. Zudem gestalten wir unseren Alltag mit sehr viel Sport und Bewegung. Im folgenden finden Sie ein paar Eindrücke eines bewegten Jahres 2019. Die Bilder bestätigen unser Fazit: Bewegung tut uns einfach gut – körperlich UND psychisch! JETZT ist der richtige Zeitpunkt, um zu starten!

Welchen Einfluss die Natur auf unsere Psyche hat und warum Bewegung an der frischen Luft besonders wohltuend sein kann, können Sie hier nachlesen.

Quellen

[1] Rieger, M. und Kollegen (2016) Prävention und Gesundheitsförderung an der Schnittstelle zwischen kurativer Medizin und Arbeitsmedizin. Ecomed Medizin: Landsberg am Lech.

[2] https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/5_Publikationen/Praevention/Broschueren/Bewegungsempfehlungen_BZgA-Fachheft_3.pdf

[3] https://www.gesundheit.gv.at/leben/bewegung/koerper/nutzen-vorteile

[4] Schandry, R. (2006) Biologische Psychologie. Psychologie Verlags Union: Weinheim.

[5] Vortrag von Dr. Manuela Macedonia „Beweg dich und dein Gehirn sagt Danke!“ am 16. Oktober 2019 im SN-Saal in Salzburg

[6] https://www.noegkk.at/cdscontent/load?contentid=10008.661414&version=1537959504

[7] Macedonia, M. (2018) Beweg dich und dein Gehirn sagt danke! Christian Brandstätter Verlag: Wien

[8] https://www.zeit.de/zeit-wissen/2014/02/sport-bewegung-gesundheit-therapie/seite-3

[9] Lee D, et al. Running as a Key Lifestyle Medicine for Longevity. Prog Cardiovasc Dis (2017): http://dx.doi.org/10.1016/j.pcad.2017.03.005

[10] Zimmer P. et al. (2015) Einfluss von Sport auf das zentrale Nervensystem –Molekulare und zelluläre Wirkmechanismen. Dtsch Z Sportmed. 66: 42-49.

[11] Griffin et al. (2011) Aerobic exercise improves hippocampal function and increases BDNF in the serum of young adult males. Physiology & Behavior. 104: 934-941

[12] Ratey, J. & Loehr, J. (2011) The positive impact of physical activity on cognition during adulthood: a review of underlying mechanisms, evidence and recommendations. Reviews in the Neurosciences. 22: 171–185.